Letztes Kadertraining zum Thema Bauernendspiele
Sie sehen so einfach aus, doch haben sie es in sich: die Bauernendspiele. Aufgrund des reduzierten Materials kann jede noch so kleine Änderung den Charakter einer Stellung völlig ändern. Allgemeine Überlegungen, wie sie etwa im Stadium der Eröffnung vorherrschen, treten hier in den Hintergrund. Vielmehr müssen Varianten stets konkret berechnet werden. Nicht selten entscheidet ein einzelnes Tempo über Sieg und Niederlage. Für die vermeintlich schwächere Partei ergeben sich mitunter ungeahnte Siegchancen, weil sich der gegnerische Monarch zum Beispiel außerhalb des Quadrats befindet und ein Bauerndurchbruch möglich wird. Wie in folgendem klassischen Lehrbeispiel, das beim Kadertraining am 15. Juni 2019 in Hainstadt natürlich nicht fehlen durfte, wird unter Bauernopfer ein Freibauer gebildet:
Der weiße König auf h1 kann seine Bauern nicht zur Hilfe kommen. Nicht viel besser ist es um seinen Konterpart auf h3 bestellt, da auch dieser sich außerhalb des Quadrats des c-Bauern befindet. Als dritte besondere Eigenschaft der Stellung kommt hinzu, dass die weiße Bauernphalanx schon weit vorgerückt ist, sodass ein charakteristisches Bauernopfer den Weg zur Umwandlung in eine Dame ebnet: 1.b6! cxb6 (1…axb6 hilft auch nicht, da der schwarze b-Bauer nun durch den anderen Hebel mittels 2.c6 abgelenkt wird, wonach der a-Bauer triumphiert.) 2. a6! bxa6 3. c6 +-. Ist dagegen der Nachziehende am Zug, verhindert 1…b6 den Durchbruch.
Neben der Erzeugung und Behandlung von Freibauern standen für die 10 Teilnehmer/-innen aus den Bezirken Main-Vogelsberg und Frankfurt weitere typische Themen, wie etwa Schlüssel- und verminte Felder, Opposition, Dreiecksmanöver, der „Widder“ oder die berühmte Réti-Studie aus dem 1922, auf dem Programm. Kleine Pausenspiele (z.B. Mattino aus dem Schulschachkoffer) rundeten das letzte Kadertraining der Saison 2018/19 ab, für das diesmal Thorsten Herms, Stefan Jäger, Alexander Kempf und Christopher Overbeck verantwortlich zeichneten.
Auch in der kommenden Saison ist von Seiten des Vorstands der Main-Vogelsberg-Schachjugend wieder ein Kadertraining geplant. Anregungen zur Themen-, Teilnehmer- und Terminwahl werden gerne entgegengenommen.
Christopher Overbeck, 2. Vorsitzender der MVSJ